Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.
Sorry, König Karl: Das ist der absolute Bullshit.
Das Einzige, was ich verloren habe beim Tragen meiner geliebten Jogginghosen beziehungsweise meiner Yoga Pants, ist meine Form. Die ist nämlich explosionsartig auseinander gedriftet, nachdem keine Mieder, Gürtel und zu klein gekauften Teilchen das Volumen in Schach halten.
Natürlich könnte ich mich mit jeder Menge Disziplin und aufgesetztem Ehrgeiz wieder in eine gesellschaftlich anerkannte Optik bringen. Mich trimmen und slimmen, damit ich einem Bild der 50-something entspreche, das gerade hipp und angesagt ist. Könnte ich, will ich aber nicht, auch wenn es mit den heutigen Mitteln gut machbar wäre und auch immer mehr im Trend liegt, als Best Aging Ikone durch die Sozialen Medien zu wandeln.
Altbausanierung ist super anstrengend.
Tolle Frauen wie Carmen Dell‘Orefice, Eveline Hall und Yazemeenah Rossi beweisen, dass Frauen auch lange nach den Wechseljahren und dem weiblichen Mindesthaltbarkeitsdatum problemlos als Role Model und Ikone durchgehen. Dazu gehört aber auch eine Menge Disziplin und Investition in die Altbausanierung. Ich weiß, wovon ich da spreche. Mein Gesicht ist auch gepimpt und ist bereits ab Ende 30 die Dauerbekanntschaft mit Hyaluron, Fruchtsäure und Microneedling eingegangen, was mir dabei hilft, mich auch ohne Kleister raus zu trauen.
Das war nicht immer so: In meinen 30ern und 40ern bin ich nicht mal ohne Make-up zur Mülltonne gehuscht und mir war es unglaublich wichtig, immer die perfekte Außenwirkung zu erzielen.
Wäre da nur nicht mein loses Mundwerk gewesen, welches das häufig ad Absurdum geführt hat.
Die Kunst des gelassenen Daraufscheißens
Mittlerweile erlaube ich mir, nicht mehr über jeden Scheiß die Kontrolle erlangen zu wollen, denn das ist eh ein Ding der Unmöglichkeit.
Ich liebe Yoga Pants & meine bequemen Jogginghosen, in denen ich herrlich rumfläzen kann und die mir meinen Speckbauch nicht zusammendrücken. Und so lange es nicht ausufert und ich als Wackelpudding daher rolle, komme ich selbst damit auch ziemlich gut klar.
Zumal ein paar Pfunde mehr für ein pralleres Gesicht sorgen und die Falten vermindern.
Ansonsten nutze ich meinen Altersvorteil: dieses gelassene Drauf-Scheißen auf die Ansichten und Meinungen des Umfeldes und die Selbsterlaubnis, nicht perfekt sein zu müssen.
Und wenn ich dann doch mal zu einem Termin muss, bei dem ich mich ordentlich zeigen will, dann habe ich wie die meisten Frauen in meinem Schrank Kleidung, die in mindestens drei Größen vorhanden ist und mich umwerfend aussehen lässt.
Du darfst am Arsch sein my Darling ;-)
In diesem Sinne, Dear King Karl: Die Kontrolle über sein Leben zu haben, ist pure Augenwischerei und ein unnötiger Kraftakt.
Ich liebe die Selbstinszenierung und finde rauschende Paradiesvögel toll und inspirierend. Und es ist auch eine Tatsache, dass attraktiven und schlanken Menschen mehr Kompetenz zugesprochen wird und sie in fast jeder Hinsicht bevorzugt werden. Isso!
Für mich selber habe ich aber mittlerweile beschlossen, dass ich darauf im Moment keine Lust habe und meinen geliebten Yoga Pants leise zuflüstere: „Keine Angst, du darfst bei mir am Arsch sein“
Life is a bitch, don´t take it too serious.
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