Diesen Satz eines Kollegen musste ich erst mal auf mich wirken lassen und überlegen, wie das denn bei mir so war bzw. ist.
Und ja, tatsächlich....es verändert.
Weiterentwicklung macht unbequem, und zwar dich für dein Umfeld.
Du siehst Dinge aus einer anderen Perspektive, erfasst die Zusammenhänge oder bist ganz einfach bei irgendwelchen verstaubten Konstrukten aussen vor.
Der Mensch ist so gepolt, dass er ein sicheres Gefüge benötigt und eine soziale Verlässlichkeit, die Stabilität der Herde.
Das lässt sich dann besser einordnen und bewerten, man kann damit umgehen, selbst wenn es suboptimal ist.
Wenn dann plötzlich Einer aus der Herde ausbricht oder sich verändert, seinen eigenen Weg geht, der den Anderen unverständlich ist, dann wird´s komisch und der gewohnte Rahmen verzieht sich.
Das mag die Herde nicht, das bringt Unsicherheit und führt vielen auch das eigene Unvermögen der Veränderung und Weiterentwicklung vor Augen.
Was der Mensch nicht kennt macht ihm Angst, stört seine vermeintliche Sicherheit und das wird dann auch, meist ohne böse Absicht, unterbunden.
Das liegt daran, dass unser Gehirn immer noch in vielen Bereichen im Steinzeitmodus agiert und Vorhersehbarkeit liebt.
Die Amygdala, auch bekannt als Mandelkern, ist sowas wie die Alarmanlage des Gehirns und reagiert ziemlich zickig auf Abweichungen von Gewohntem
Schon kleine Veränderungen, wie zum Beispiel ein neuer Style oder berufliche Umorientierung, können bei ihr Alarmbereitschaft auslösen und das Stresshormon Cortisol ausschütten.
Gleichzeitig überwacht der ACC (Anterior Cingulärer Cortex, der dem limbischen System zugeordnet ist und als Schaltstelle zwischen Gefühl und Verstand wirkt) Fehler und Konflikte. Wird
etwas Ungewohntes entdeckt, meldet er sofort: „Achtung, das passt nicht ins Muster!“
So fühlt sich Stillstand für das Gehirn sicherer an als Wachstum.
Wenn jetzt also jemand aus der Herde ausschert, irritiert das die anderen, weil sich plötzlich der gewohnte Rahmen verschiebt. Das erzeugt eine Unruhe, hält gleichzeitig den Spiegel vor
und wirft Fragen auf: "Mein Gegenüber geht los...und ich? Bleibe ich zurück?" Genau diese Dissonanz mögen Menschen gar nicht denn was nicht verstanden wird, verunsichert und löst oft
sogar ein Gefühl der Bedrohung aus. Und dann kommt es zu Gegenwehr in Form von kleinmachen, belächeln oder sogar blockieren.
Es gibt diese Geschichte von den Krabben als Metapher dafür, dass du nicht haben darfst, was ich nicht haben kann.
Denen wird nachgesagt, dass sie einfach aus einem Krabbenkorb entkommen könnten.
Wenn eine Krabbe allerdings versuchte, aus dem Korb zu steigen, würde sie von anderen Krabben wieder zurückgezogen und bleibt so in der gewohnten Umgebung, auch wenn es dann letztendlich
Stillstand oder sogar Elend bedeutet.
Wer sich also weiter entwickelt, sich einen Coach sucht, seinen persönlichen Rahmen erweitert und verändert, wirkt im Unterbewussten bedrohlich auf sein Umfeld und hält denen auch sehr oft
einen Spiegel vor, in den sie nicht hinein schauen wollen.
Wenn du also gerade einen Schritt nach vorne machst, deinen Weg gehst und dein Bewusstsein erweiterst, werden sich einige Menschen aus deinem Umfeld verabschieden.
Einige möchten dich abhalten und neue Menschen werden dazu kommen.
Das ist ganz normal und auch wichtig, um nicht stehen zu bleiben, aber genau hier lauert auch die grösste Falle: Viele bleiben in diesem Stadium stehen, weil diese Distanz, die Ablehnung oder
auch nur ein kritischer Kommentar echte Schmerzen auslöst. Kein Wundern, denn der ACC verarbeitet soziale Zurückweisung über die selben Bahnen wie körperliche Verletzungen.
Es fühlt sich also so an, als würde dich jemand nicht nur kritisieren, sondern verletzen.
Das erklärt, warum so viele sich kleinmachen lassen: nicht weil sie es nicht könnten, sondern weil ihr Gehirn den Preis des Ausbruchs als zu schmerzhaft bewertet. Doch wenn du diesen Punkt
erkennst, kannst du ihn auch durchbrechen und genau das ist Wachstum.
Also sei nicht traurig, wenn es Freunde, Bekannte oder sogar Familienmitglieder gibt, die mit Unverständnis reagieren und sich abwenden, denn Leben bedeutet stetiger Wandel und Veränderung.
Panta Rhei - Alles fliesst , das wusste schon der olle Heraklit.
In diesem Sinne, bis dahinne...deine Alex
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