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Die beste Version von mir?

Gerade wieder in einem Magazin gelesen: Future Self Coaching - Aufbruch zu deinem zukünftigen Ich.

 

Die Aussage war, dass du zur besten Version deiner selbst werden sollst.

Klingt ja erstmal nett, oder? So ein bisserl nach Motivation, gemixt mit Glow und frischer Minze für die grauen Zellen.

Aber mal ehrlich, fragst du dich nicht auch irgendwann, wer eigentlich beschlossen hat, dass die aktuelle Version so schlecht ist und daher dringender Handlungsbedarf besteht?

Mir zumindest geht es so und ich betrachte dieses Zeitalter der Daueraufrüstung, auch bekannt als Selbstoptimierungszirkus, immer kritischer und hab so gar keine Lust mehr auf dieses "Upgrade Yourself" Gedöns.

Es ist ja mittlerweile gar kein Vorbeikommen mehr an super tollen Lifehacks für das optimierte Leben: Ein bisserl Journaling hier, ein Ice Bath da (Brrr...allein der Gedanke daran sorgt sogar bei mir Winter Junkie für Gänsehaut), 10.000 Schritte, 10 Affirmationen, 10 Jahre jünger aussehen (aber bitte nicht zu künstlich) und falls du dich dabei nicht fantastisch fühlst, dann hast du einfach "dein Potenzial noch nicht ausgeschöpft".

Ähm … oder vielleicht einfach nur keinen Bock mehr auf diesen permanenten Leistungsnachweis im Privatleben?

 

KEINE LUST ZUM WEITERLESEN? DANN HÖR MIR ZU:

In meinem Podcast lese ich die aktuellen Blogartikel vor...natürlich mit meinen typischen Zwischentönen ;-)

 

Willkommen in der Optimierungs-Gesellschaft

Wir leben gerade in einer Welt, in der dein Wert daran gemessen wird, wie viel du aus dir herausholst, am besten ohne Pause, ohne Falten und ohne Fehltritte.

Aus Selbstfürsorge, oder auch Selfcare, ist ein Wettbewerb geworden, der das genaue Gegenteil davon ist.

Wo es früher mal hieß:"Bleib gesund, ernähr dich gut, beweg deine Nougathüften und geh zeitig schlafen" heißt es heute: "Track deinen Schlaf, iss adaptogene Pilze, meditiere mit einer App und vergiss nur nicht, auch so richtig dankbar zu sein, während du dich in´s Eiswasser quälst."

Nennt sich dann Achtsamkeit, ich nenne es Upgrade Akrobatik, wo viele Frauen zwischen Biohacking, Future-Self Visionboards und der Heilung des inneren Kindes während des integralen Beckenboden-Trainings eines komplett verlieren: Die simple Fähigkeit, sich einfach mal wohlzufühlen, sich anzunehmen und das ganz ohne To Do Listen, ohne Zwang und ohne Messwert.

     

Die moderne Midlife-Schizophrenie

Als ob dieser Optimierungswahn nicht ausreicht, dürfen wir uns als Frauen auch noch mit widersprüchlichen Anforderungen auseinandersetzen und unsere Lebensabschnitte werden eingeteilt in Normen, nach denen wir uns bitte zu richten haben:

  • Mit 20 bist du jung und darfst Fehler machen, aber bitte nur solche, die auch toleriert werden und sich nicht nachteilig auf das Bild deines Umfeldes von dir auswirken. Sei erwachsen, aber bitte nicht spiessig. 
  • Mit 30 sollst du Karriere und Kinder gleichzeitig jonglieren, aber bitte vernachlässige keines davon und sorg am besten auch dafür, dass du stets wie aus dem Ei gepellt daher kommst und man dir deine Überforderung nicht ansieht.
  • Mit 40 musst du bitte aussehen wie 30 und dir neben Fillern, Botox und einem Abo im Gym auch die teuren Beauty Treatments buchen, damit deine Haut straff und samtig wirkt und dein Po in Konfektion 38 (maximal) passt.
  • Und mit 50? Da wird erwartet, dass du „dein Comeback startest“, aber wehe dir, wenn du das dann auch wirklich machst und deinen eigenen Stiefel durchziehst. Alterst du natürlich, wirst du angemault, weil du alt aussiehst und dich gehen lässt. Gehst du zum Beauty Doc und lässt was machen, bist du zu künstlich und wirkst ja nimmer echt. Trägst du weiterhin Jeans und Chucks, kommen Aussagen, dass du dich doch mal altergemäß kleiden solltest. Ziehst du dich eher elegant an, dann ist das auch wieder falsch....ich kenne das leider zur Genüge. 

Willkommen in der Midlife-Heuchelei-Arena.

Prominente Beispiele dafür sind Sarah Jessica Parker, die sichtbar und natürlich altert und alle schreien „Mutig!“, aber bitte nicht so viel Natürlichkeit. Bei Nicole Kidman, die ja auch zugibt, dass sie bei ihrem Aussehen nachhilft, schreien sie dann „Fake!“ und monieren ihr "Frozen Face" aufgrund der Botox Behandlungen.

Also, was denn jetzt bitte? Irgendwie ist es egal, was du als Frau tust, du bist irgendwem immer zu viel oder zu wenig

Darum mein Rat: Mach’s für dich. Nicht für andere.

 

Warum unser Gehirn auf Selbstoptimierung so abfährt

Lass uns dazu mal einen kleinen Ausflug in´s Happy Brain Labor machen und schauen, warum wir neben dem Druck von Aussen auch selbst auf Optimierung und Bio-Hacking abfahren (keine Sorge, ohne Fachsimpelei).

Mit jedem Mal, wo du etwas verbesserst, also eine neue Routine startest, eine App nutzt, eine Challenge bestehst, bekommst du einen Dopamin-Kick und dein Belohungssystem jubelt: "Yeah...Fortschritt. Tschakka!"

Und da dein Gehirn ein gieriges Scheisserchen ist, will es natürlich davon immer mehr und noch mehr, bis du plötzlich in der Spirale von noch fitter, noch disziplinierter, noch spiritueller landest.

 

Irgendwann überholst du dich selbst und am Ziel wartet niemand mehr, weil du dich irgendwo auf dem Weg verloren hast.

 

Selbstoptimierung verkauft dir Kontrolle in einer chaotischen Welt, Aber in Wahrheit ist sie oft nur Angst in teurem Verpackungsdesign.

  • Angst, nicht gut genug zu sein.
  • Angst, alt zu werden.
  • Angst, irrelevant zu wirken.

 

Das goldene Midlife-Paradox

Butter bei die Fische, lass mich mal Klartext raushauen: Mit 50+ hast du wesentlich mehr erlebt, gefühlt und überlebt, als jede dieser "Glow-Up Queens" mit Filter und Duckface.

Du hast Stürme überstanden, Jobs, Wohnungen und vielleicht sogar Länder gewechselt. Du hast Menschen verloren, geliebt und manche auch losgelassen, einige sind vermutlich auch dazu gekommen. Und du stehst immer noch.

Lass das alles mal Revue passieren und mach dir bewusst, dass du kein unfertiges Projekt bist, sondern eine Sammlung aus Lektionen, Lachfalten und Lebenslust.

Das Perfide an ist doch, dass wir systematisch und andauernd darauf programmiert wurden, zu jemand "werden" zu müssen, eine optimiertere Version von uns erreichen zu müssen und dabei gar nicht mehr wissen, wie sich "sein" anfühlt.

Aber genau das ist die eigentliche Midlife-Revolution: Nicht mehr zu werden, sondern endlich weniger müssen.

 

 

Hollywood hat Personal Trainer. du hast Lebenserfahrung

Die Wahrheit ist doch, dass diese ganzen "Natural Beauty mit 50+" Stars nicht von Natur aus gesegnet sind, auch wenn manche von ihnen vielleicht einen guten Genpool haben mögen, der ein jüngeres Aussehen begünstigt.

Fakt ist, dass sie Teams um sich scharen, in denen Ernährungsberater, Beauty Docs, Stylisten und Retusche Profis für ein strahlendes Äusseres sorgen, denn es gehört zum Jobprofil.

Wir Normalsterblichen haben vielleicht einen Spiegel mit ehrlicher Beleuchtung und einen Hund, der uns anleckt, wenn die Gesichtsmaske noch drauf ist. Und weißt du was? Das ist völlig okay.

Denn während Hollywood versucht, die Zeit zurückzudrehen, können wir sie endlich wertvoll nutzen.

Zum Beispiel für Menschen, die uns gut tun, für Gespräche, die echt sind und für Körper, die funktionieren.

 

Genuss schlägt Gym-Marathon

Natürlich ist es super wichtig, sich gut zu ernähren, sich zu bewegen und Muskulatur zu bewahren, das steht ausser Frage.

Meiner Meinung nach hat jedoch die Frau, die mit ihrer beste Freundin lacht, sich auch mal was Leckeres gönnt und abends mit einem fiesen Muskelkater vom Tanzen heimkommt wesentlich mehr Lebensfreude und Dopamin im Blut, als diejenige, die sklavisch Kalorien zählt und 10.000 Schritte trackt.

Tu das, was dich lebendig hält und verzichte auf alles, wo du dich beweisen musst, denn davon hast du schon genug.

Beweg dich aus Freude, nicht aus Schuldgefühl. Iss gut, weil du deinen Körper liebst, nicht um ihn zu bekämpfen.

Schlaf genug, lach laut, und wenn du Lust hast, gönn dir ein Stück Kuchen, ohne es „Cheat Day“ zu nennen.
Das Leben ist kein Diätplan und keine Checkliste mit Punkten zum abhaken...ausser natürlich, es sind Punkte, Wünsche und Träume, die du dir noch erfüllen willst.

 

Die neue Definition von „beste Version“ nach Alex ;-)

Deine beste Version von dir ist nicht die diszipliniertere, glattere oder perfektere, sondern die, die morgens aufsteht, ihre Knochen sortiert, tief durchatmet, ihre Falten begrüsst und sagt: "Na du, Leben...schön, dass wir uns wiedersehen!"

Diese Version lacht über ihre Fehler, trinkt guten Kaffee oder Tee, streichelt den Hund, die Katze oder den Hamster und blockiert Menschen, die ihre Energie fressen. Vor allem ist sie nicht auf der Jagd nach dem "Future Self", denn ist ist bereist angekommen in ihrem Jetzt!

Diese Version braucht auch keine App, um sich gut zu fühlen, nur ein bisschen Sonne, Humor und gesunden Menschenverstand und Gleichgesinnte in ihrem Leben. Und natürlich einen Hund und / oder eine Katze ;-)

 

Loos jetzt! – dein 1° Move

Lösch mal für eine Woche alle Fitness-, Beauty- & Motivations Accounts bzw Apps.

Ja, ALLE! Eine Woche schaffst du!

Geh stattdessen raus, geniesse die Natur, achte auf deine Umgebung und lach über Blödsinn.

Ruf jemanden an, den du magst oder trefft euch analog. Erleb deine Tage unperfekt, aber echt.

Denn du bist kein unfertiges Wesen, keine Beta-Version, sondern die verdammte Hauptfigur deines Lebens.

Mit 50+ sollte es sich nicht mehr ums Werden drehen, sondern um´s Sein

Und das, meine Liebe, ist kein Rückschritt, das ist endlich Freiheit.

Schubs die Suche nach der besten Version deiner selbst von der Klippe, denn die gibt es längst schon.

Vielleicht trägt sie eine Lesebrille und hat mittlerweile Nougathüften. In jedem Fall hat sie Humor, jede Menge gelebtes Leben und freut sich über jeden neuen Tag.

Also, statt dich weiter zu optimieren, probier’s mal mit mehr Genuss und herzhaftem Lachen, denn das macht weniger Falten als Grübeln und sieht übrigens an dir verdammt gut aus.

Denn mal ehrlich: Wenn du dauernd versuchst, besser zu werden, verpasst du, wie großartig du längst bist.

     

 

In diesem Sinne, deine Alex 

 

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